Halver. Etwas ?ber ein Jahr ist es mittlerweile her, das einige engagierte Halveraner Unternehmer eine Arbeitsgemeinschaft
gegr?ndet haben. Es sind keine ‚Eisenbahnverr?ckten‘, die nur von alten Zeiten schw?rmen, doch haben die Mitglieder eine
Vision. Sie wollen, das die seit langem stillgelegte Bahnstrecke zwischen Halver und Oberbr?gge wieder auflebt.
Nicht nur f?r touristische Nostalgiefahnen, sondern f?r den Alltagsverkehr. Ihre Vorstellung: G?ter und Menschen m?ssen,
auch f?r den kurzen Weg, wieder auf die Schiene.

Und daf?r haben die Mitglieder, allen voran der Oberbr?gger Unternehmer Friedrich-Wilhelm Kugel, bereits eine Menge Zeit und
Geld investiert. Schon vor Jahren hatte Kugel die Idee eines Kleinbusses auf Schienen allen gro?en Bahnbauern in Deutschland
vorgestellt. Das Konzept wurde aber wegen fast unm?glicher Finanzierung ad acta gelegt. Seitdem k?mmert sich Kugel verst?rkt
mit einigen Mitstreitern um die Strecke: „All das hat ein Ziel – irgendwie m?ssen wir umdenken, weg von der Stra?e.“ Ein
hartes St?ck Arbeit f?r die Arbeitsgemeinschaft Schleifkottenbahn.

Besonders der Kolo? Deutsche Bahn AG, so Kugel, zeigt sich unbeweglich, l??t die Halveraner Initiatoren immer wieder an
b?rokratischen H?rden „h?ngen“. Beispiel 1996 – fast w?re die Attraktion, n?mlich die Vorstellung des futuristisch anmutenden
Kleinzuges „Talent“ geplatzt. Erst nach Umgehung von zig Auflagen und kr?ftigem „Zubuttern“ aus dem eigenen Portemonnaie war
alles klar, und der „Talent“ durfte die Oberbr?gger nach Halver zur Kirmes fahren. „Ein Riesenerfolg“, schw?rmt Friedrich-
Wilhelm Kugel noch heute, „?ber zehntausend Leute waren da.“ Das Ergebnis befl?gelte die Arbeitsgemeinschaft weiterzumachen.
Seit einiger Zeit verhandelt die AG ?ber den Ankauf der rund sieben Kilometer langen Strecke – im Zuge der Regionalisierung/
Privatisierung hatte die Bahn eine ?bernahme f?r die „symbolische Mark“ in Aussicht gestellt, als sich bei den Bahnverant-
wortlichen wieder einmal das Personalkarussell drehte, sollten es auf einmal 200 000 Mark sein. Um bei den Verhandlungen etwas
„im R?cken“ zu haben, soll jetzt aus der Arbeitsgemeinschaft eine GmbH werden, eine Art Eisenbahn-Infrastrukturgesellschaft –
das sei der n?chste Schritt. Und nat?rlich machen sich die Mitglieder seit geraumer Zeit Gedanken, wie man die Strecke
wirtschaftlich betreiben kann.

Neben erheblichen Startinvestitionen ist dazu ein tragendes Konzept n?tig. „Die Chancen sind in diesen Zeiten des Umbruchs
allerdings so gut wie noch nie,“ gibt sich Kugel optimistisch. Jetzt, wo die Regionalisiening kommt, seien L?sungen von
spezialisierten Unternehmen f?r kleine Streckenabschnitte gefragt. Nat?rlich mit Anbindung an „die gro?e Welt“. Hier hofft
man zum Beispiel auf die „Nachbarn“, zum Beispiel die M?rkische Eisenbahn-Betriebsgesellschaft. Nur durch Anschlu? an die
Strecke L?denscheid-Hagen-Dortmund oder die Strecke Volmetal-Gummersbach k?nne man zum Beispiel beim Personenverkehr rentabel
arbeiten – und vor allem attraktiv. „Die Z?ge m?ssen auch fahren, und zu allen m?glichen Zeiten, damit die Leute wirklich auf
die Schiene kommen.“ Gefragt sind somit kleine, flexible Einheiten.

„Die Bahn mu? mitziehen“
Ein anderer Schwerpunkt m?sse aber auch beim G?terverkehr liegen. Daf?r w?rden zum einen Fahrzeuge ben?tigt, mit denen die
Fracht m?glichst schnell ver- und entladen werden k?nnte, zum anderen m??ten die Transporter ?u?erst flexibel sein. Kugel hat
bereits Kontakte zum Hersteller Mercedes-Benz gekn?pft – dort l?uft seit einiger Zeit die Testphase f?r ein Zweiwegefahrzeug
auf Lkw- und Unimogbasis – dies k?nnte im Wechsel auf Stra?e und Schiene fahren, und Wechselbr?ckensysteme be- und entladen.

Die Aachener Waggonbaufirma Talbot, die auch den futuristischen Personenzug „Talent“ gebaut hat, der zur Kirmes in Halver
fuhr, hat einen neuartigen G?tertriebzug entwickelt.
Die Vision der Halveraner: Hiermit k?nnte man kosteng?nstig den M?ll aus dem gesamten Volmetal einsammeln und direkt nach
Iserlohn transportieren – was nach ihrer Vorstellung die st?ndig steigenden M?llpreise dr?cken k?nne. Allerdings ist bei allen
Planungen eins klar: „Die Bahn AG mu? mitziehen“. Die Idee von der Wiederbelebung der Strecke lasse sich nur verwirklichen,
wenn die teilweise veralteten und zu strengen Auflagen der Bahnbetriebsordnung f?r eine kleine Betreibergesellschaft
gelockert w?rden.

Probleme gibt’s au?erdem mit der Br?cke, die die Volme ?berquert – da erlaubt die Bahn AG zur Zeit keine eigenst?ndige
Sanierung. Dennoch hoffen die „Schleifkottenbahner“, das sich bald etwas bewegt. Denn man will auch Vorreiter sein:
„Hier mu? eine Keimzelle entstehen, aus der um uns herum alle nachmachen und mitziehen k?nnen,“ so Friedrich-Wilhelm Kugel,
der nicht verhehlt, da? auch die kleinen Industrie- und Zulieferunternehmen wie das seine davon profitieren k?nnten.
„Hier kann man auch etwas f?r Arbeitspl?tze tun.“

Quelle: J?rn Br?ningholt / WESTF?LISCHE RUNDSCHAU