Mit dem Schwerkleinlastwagen fuhren die Bahn-Experten und Stefan Heinrich die Strecke Br?gge-Halver ab. Ein paar B?sche m?ssen zur?ckgeschnitten werden, bevor der Kirmes-Zug fahren kann. Ansonsten hatten die Fachleute keine Einw?nde. Auch die Br?cke ?ber die Volme, kritischer Punkt der Strecke, ist befahrbar. Es gilt auf der Strecke nach Halver jedoch Tempo 30.

Halver. „Sie sind mit der Bahn gekommen?“ – Bahnhofswirt R?diger Borgmann mochte es nicht glauben, als Stefan Heinrich mal kurz telefonieren wollte. Drau?en hinter dem Kulturbahnhof wartete der Schwerkleinwagen (SKL) der Deutschen Bahn AG auf Heinrich. Der war mit dem Gef?hrt von Br?gge nach Halver gekommen, um die seit einem Jahr nicht mehr befahrene Strecke zu testen. Mit
an ‚Bord‘ Experten der Bahn: Uwe Lorenz, Tiefbauingenieur der Bahn AG, Edmund Winekenst?dde von der Abteilung Bauleitplanung der Bahn in Hagen, SKL-Fahrer Uwe Jensen, Hans-Joachim Niemann und: Werkzeug. Auf der Ladefl?che liegen Schottergabeln,
Schaufeln, Bolzenschneider – Hilfsmittel f?r „kleine Eingriffe“.

Von der rollenden Plattform aus inspizierten sie den Gleisk?rper, auf dem zur Kirmes wieder ein Sonderzug rollen soll. Stefan Heinrich und Friedrich-Wilhelm Kugel hatten die Aktion angesto?en. Sie wollen zur Kirmes den Superzug „Talent“ zur Kirmes zwischen L?denscheid und Halver pendeln lassen (die WR berichtete). Von Br?gge aus war der „Sp?htrupp“ mit den SKL bergw?rts nach Halver getuckert. Die Br?cke ?ber die Volme h?lt der Belastung stand, urteilten die Experten. „Es lagen ein paar Schottersteine auf den Schienen“. Uwe Lorenz: „An ein paar Stellen mu? die
Vegetation zur?ckgeschnitten werden.“
Uwe Jenscn wirft den Diesel an: „Halten Sie sich fest“, r?t er. Auf der zugigen Plattform des SKL geht es jetzt talw?rts.
Blick auf die sch?ne Strecke aus der anderen Richtung. Erster Stopp an der neuen Unterf?hrung an der Kreuzung Herpiner Weg. Ein kleiner Junge l?uft am Gleis entlang. Belehrung unter ?berf?hrung: „Was machst Du denn hier?“, stellt Lorenz das Kind zur
Rede. Dirk (10) r?umt ein, ?fter den Weg zu seinem Freund ?ber den Schienenstrang zu nehmen. Lorenz weist auf die Gefahren hin, r?t dem Jungen, k?nftig besser einen anderen Weg zu w?hlen. Schlie?lich k?nne ein Zug nicht ausweichen oder so schnell
bremsen. Dirk nickt dankbar, froh, das es nur bei der freundlichen Ermahnung bleibt.

Mal in einem Hangeinschnitt, mal auf einem Damm tuckern wir talw?rts. Frisches Gr?n rechts und links. Vor dem Tunnel am Hundsberg der n?chste Stopp. Edmund Winekenst?dde und Hans-Joachim Niemann steigen aus, r?umen ein paar dicke ?ste vor dem
Tunnel weg. Winekenst?dde: „Viele H?nde schaffen schnell ein Ende.“ – Eigentlich w?re es Aufgabe des Antragstellers, f?r die
Sonderfahrt auf der Strecke, den Gleisk?rper freizur?umen. Kooperativ packen die Mannen von der Bahn mit an. Kleinigkeiten werden gleich erledigt. Heinrich: „Den Rest machte eine
schnelle Eingreiftruppe.“ Sie will Felsbrocken am Rande und in den Fahrweg ragende Vegetation am Wochenende zu Leibe r?cken.
Heinrich: „Wir brauchen noch die Genehmigung der Unteren Landschaftsbeh?rde f?r den R?ckschnitt. Das schaffen wir auch noch“,
ist der Mitinitiator der Kirmes-Sonderfahrt nach den vielen Anlaufschwierigkeiten zuversichtlich.

Streckenw?rter Hans Joachim Niemann steckt vorne einen Scheinwerfer auf. Im fahlen Lichtkegel der Lampe fahren wir durch den Tunnel. – Wei?e Randstreifen huschen vorbei. – Nischen, in die sich fr?her Streckenw?rter zur?ckziehen konnten, wenn ein Zug nahte. Vom mit Ziegeln ausgemauerten Deckengew?lbe wachsen Stalaktiten. – Der Tunnel als Tropfsteinh?hle?

Bei Strecken, die nicht st?ndig befahren werden, ist jeweils eine Testfahrt notwendig, bevor ein Zug ?ber die Gleise rollen kann. Gleisk?rper werden f?r Picknicks genutzt. Lorenz: „Ich habe schon ganze Schulklassen im Gleis gesehen.“ Er weist darauf hin, das die Bahnstrecke nach Halver noch nicht stillgelegt sei. „Es fahren nur keine Z?ge mehr.“ Das aber soll sich ?ndern. Bahn-Baumschule im Schotterbett
Heinrich hat Interesse an der ?bernahme der Strecke bekundet. Zun?chst soll wieder ein Zug zur Kirmes fahren. Geplant ist demn?chst, den G?terverkehr wieder aufzunehmen. Die Planungen reichen bis ins n?chste Jahrtausend. Ein Wirtschaftlichkeits-
gutachten soll die Weichen daf?r stellen helfen. Lorenz r?umt ein, das manches im argen sei. „Bei Regelverkehr m??te an der Strecke etwas getan werden.“ Aus Sicherheits-
gr?nden k?nnen die Z?ge mit maximal 30 km/h fahren. B?sche, die in den Fahrweg ragen, m?ssen zur?ckgeschnitten werden, damit
den Leuten „die ?ste nicht ins Gesicht schlagen, wenn sie aus dem Fenster gucken.“ Im Schotterbett w?chst junges Gr?n.

Von Birken- bis zu Fichtenb?umchen bietet die „Bahn-Baumschule“ alles, was im Wald w?chst. Uwe Jensen stoppt vor dem Bahnhof Oberbr?gge. „Jetzt m?ssen wir erstmal anrufen.“ Sein Kollege Niemann macht das von dem Streckenh?uschen aus, holt sich die
Genehmigung, die Weiche umlegen zu d?rfen, damit wir auf das Hauptgleis der Volmestrecke fahren k?nnen. Es k?nnte,
theoretisch, ein Zug mit Schotter aus Meinerzhagen im Gleis sein. Ist aber nicht. Niemann legt die beiden Handweichen um,
schlie?t wieder ab. Die Weichenstellung wird bei der Bahn protokolliert. – Zur Sicherheit.
Im Volmetal geht es zum Bahnhof Oberbr?gge. „Technisch keine Einw?nde“, geben die Bahn-Experten aus ihrer Sicht „gr?nes
Licht“ f?r den Kirmes-Zug „Talent“. Heinrich freut sich ?ber die unkomplizierte Kooperation und l?dt die Bahner ein – zur
Zug-Fahrt zur Kirmes. Den „Talent“ kennen sie auch noch nicht.
Edmund Winekenst?dde „reicht es schon mitzufahren“.

Quelle: R. Kahlke / WESTF?LISCHE RUNDSCHAU