Landtagsabgeordneter von B?ndnis 90/Die Gr?nen und Vertreter der Schleifkottenbahn informierten ?ber Bahn-Planungen im
heimischen Raum

Halver(det)- „Es war eine fruchtbare Diskussion, und die Qualit?t dieser Veranstaltung h?tte sicherlich mehr Teilnehmer
verdient gehabt!“ Karl-Friedrich Osenberg zog am Ende der Informations und Diskussionsveranstaltung „Die Bahn und Halver
– eine Zukunft f?r die Schiene“ von B?ndnis 90/Die Gr?nen ein positives Res?mee. Gut ein Dutzend Interessenten – darunter
auch Stadtdirektor Hans-J?rgen Kammenhuber und Hauptamtsleiter Hans-Dieter Faust – hatte sich am Dienstag in der Gastst?tte
„Hermannsruh“ eingefunden, um sich vom Gr?nen-Landtagsabgeordneten Peter Eichenseher sowie von Stefan Heinrich und Friedrich-
Wilhelm Kugel von der Arbeitsgemeinschaft „Schleifkottenbahn“ ?ber den aktuellen Stand der Dinge informieren zu lassen.
Der verkehrspolitische Sprecher der Gr?nen im D?sseldorfer Landtag, Mitglied des Verkehrsausschusses, nannte dann auch
gleich zu Beginn seiner Ausf?hrungen, da? bei der Bahnpolitik der l?ndliche Raum sehr lange leer ausgegangen sei. Erst nach
der Landtagswahl 1995, als bereits 30 Stillegungsverfahren anh?ngig gewesen seien, habe man mit der Bahn AG Verhandlungen
aufgenommen, um mehr Zeit zu gewinnen. Am 2.April dieses Jahres, so Eichenseher weiter, sei der Streckensicherungsvertrag
unterzeichnet worden.
Danach hat sich die Bahn AG verpflichtet, die geplanten Streckenstillegungsverfahren ruhen zu lassen. Das Schlimmste, was
passieren k?nne – eine Entwidmung einer Gleisstrecke – sei also in den n?chsten drei Jahren nicht m?glich. Denn der
Landtagsabgeordnete zeigte sich ?berzeugt, da? in der Zukunft ein Planfeststellungsverfahren f?r eine Schienenstrecke nicht
mehr durchf?hrbar und ebenfalls nicht mehr bezahlbar sei.

Nun blieben also drei Jahre f?r Verhandlungen Zeit, um Strecken wie die von Oberbr?gge nach Halver in privater Regie wieder
aufleben zu lassen und nat?rlich eben, um beispielweise Untersuchungen hinsichtlich eines Verkehrsg?terpotentials anzustellen.
Das dies funktionieren k?nne, zeigten die 25 bis 30 bereits bestehenden Unternehmen, die Schienenstrecken unterhalten w?rden.
Auch das Land Nordrhein-Westfalen sei daran interessiert, da? Eisenbahnstrecken nicht weiter stillgelegt werden, und stellt
daher F?rdermittel in H?he von insgesamt 26 Millionen Mark zur Verf?gung. Damit w?rden zum Beispiel innovative Konzepte
ebenso unterst?tzt wie Umladestationen, Lokomotiven oder Waggons. Denn die Schiene werde in absehbarer Zeit, davon ist Peter
Eichenseher ?berzeugt, wieder ein Wirtschaftsfaktor sein.
Er machte aber auch gleich deutlich, da? ein Hauptziel beim Schienenverkehr die Kostensenkung sein m?sse und man daher einen
Technologieschub ben?tige. Aus diesem Grund sei auch das Technologieprogramm „Schienenverkehr“ aufgelegt worden. Es k?nne
nicht angehen, da? man heute auf den Schienen 70 Jahre alte Wagen verwende, betonte der Gr?nenpolitiker. Er bedauerte zwar,
da? man „kein Druckmittel hat, um die Bahn AG zu vern?nftigen Konditionen zu zwingen“ und sie ein sehr schwieriger
Verhandlungspartner sei, zeigte sich aber dennoch ?berzeugt, da? ein privates Unternehmen mit einem vern?nftigen
Betriebskonzept sowie der Zustimmung von Kommune und Kreis Chancen hat, wirtschaftlich und konkurrenzf?hig zu arbeiten.
Friedrich-Wilhelm Kugel von der AG „Schleifkottenbahn“ widersprach Eichenseher, daB die Bahn so ein schwieriger
Verhandlungspartner sei. Vielmehr m?sse der Besitzer, der Bund, f?r ein vern?nftiges Rahmenkonzept sorgen. Und zur
Schleifkottenbahn meinte Kugel, da? man auf einem Drei-S?ulen-Konzept aufbaue: Zeit und Ideen habe man bereits, was fehle,
sei das Geld. Was wiederum der ?Knackpunkt“ ist, denn die Bahn AG verlange f?r die Strecke Oberbr?gge-Halver 1,7 Millionen
Mark. Hinzu kommen noch die Reparaturkosten f?r die Br?cke ?ber die Volme, die mit 300 000 Mark nach ersten Untersuchungen zu
Buche schlagen w?rden. Einig waren sich Kugel und Eichenseher, was das Thema Technologie angeht. Hier stecke ein gro?es
Potential, so der Oberbr?gger Unternehmer, f?r die Schaffung von Arbeitspl?tzen.

Verwaltungschef: Volle Unterst?tzung der Stadt

Anschlie?end ging Stefan Heinrich auf die Planungen ein und machte deutlich, da? f?r Unterhaltung und Betrieb einer
Schienenstrecke zwei getrennte Unternehmen notwendig seien. Ein Eisenbahninfrastrukturunternehmen zeichne lediglich f?r den
Unterhalt einer Strecke verantwortlich. Heinrich zeigte sich ?berzeugt, da? mit dem ?Kilometergeld“, das die Unternehmen f?r
den Transport auf der Schiene zahlen m??ten, langfristig die Strecke erhalten und gesichert werden k?nne. Denn Trasse wie
Gleise seien im guten Zustand, auch gebe es ein Potential an Firmen, da? diese Transportm?glichkcit nutzen w?rde.
Ein Eisenbahnverkehrsunternehmen wiederum k?nne garantieren, da? G?terz?ge morgens um 8 Uhr nach und um 17 Uhr von Halver
rollten, so da? ein Anschlu? in Hagen (um 21 Uhr) gew?hrleistet sei. Daher gehen die Bestrebungen der Schleifkottenbahn dahin,
eine „Sauerl?ndische Eisenbahn GmbH“ zu gr?nden. Problem sei allerdings, da? man kein Infrastrukturunternehmen gr?nden k?nne,
wenn man nicht eine Strecke besitze, und wenn man kein Unternehmen hat, kann man keine Strecke kaufen.
Mit einiger Verwunderung nahm Peter Eichenscher dies zur Kenntnis, meinte jedoch, da? hier Kooperation (mit allen
Beteiligten) das Stichwort sei, um zu einer L?sung zu gelangen. Dar?ber hinaus, so erkl?rte Stefan Heinrich weiter, werde man
nicht nur ein „gelbes Fahrzeug“ – ein Schienen-Lkw, der f?r die Unterhaltung der Trasse gebraucht wird – anschaffen, sondern
k?mmere sich auch um ein Eisenbahnverkehrsunternehmen. Es zeichne sich ebenfalls eine L?sung f?r das Kostenproblem ab. Denn
die geforderten 1,7 Millionen Mark beinhalten auch das Bahnhofsgel?nde, da? man kaufen und anschlie?end wiederverkaufen
k?nnte – drei Interessenten gebe es bereits daf?r.

Dabei m?sse man mit der Stadt Halver verhandeln, da die ein Vorkaufsrecht besitze. In diesem Zusammenhang machte
Stadtdirektor Kammenhuber deutlich, da? im Rathaus das Bahnhofsgel?nde als Innenstadtbereich gesehen wird, f?r den man eine
attraktive Bebauung anstrebt. Dies sei nat?rlich nicht mit den derzeit dort ans?ssigen Firmen m?glich, stellte der
Verwaltungschef klar, da? man auf eine „Stadtvertr?glichkeit“ achten wird.
Kammenhuber sprach der’AG Schleifkottenbahn‘ gleichzeitig seine Hochachtung f?r das Engagement aus, ?etwas f?r die Zukunft
zu schaffen“. Er stellte aber ebenso klar, da? von der Bahn AG der Stadt ebenfalls eine Forderung von 1,7 Millionen Mark f?r
die Strecke Halver-Oberbr?gge vorgelegt worden sei; zudem m?sse man noch mit Folgekosten in H?he von acht bis neun Millionen
rechnen. Aus finanzieller Sicher habe dies die Stadt ..nicht machen k?nnen, auch’sei damals weit und breit niemand da gewesen,
der ein Unternehmen h?tte gr?nden wollen. Gleichwohl sagte der Verwaltungschef der AG Schleifkottenbahn jedoch Unterst?tzung
durch die Stadt zu, nur nicht finanzielle. Es werde auch im Fl?chennutzungsplan-Entwurf, der am 30. Juni verabschiedet werden
soll, zum Ausdruck kommen, da? die Stadt f?r den Erhalt der Strecke ist.
In der sich anschlie?enden Dikussion wurde noch einmal zum Ausdruck gebracht, da? es bei einem Start der „Sauerl?ndischen
Eisenbahn GmbH“ erst einmal um den G?tertransport gehen wird.

Wobei auch – in Verbindung mit moderner Technologie – der Abfalltransport (nach Iserlohn) als die derzeit realistischste
M?glichkeit gesehen, Kunden f?r den Schienenverkehr zu bekommen. In diesem Zusammenhang ging an die Adresse des Stadtdirektor
der Vorschlag, bei der Entscheidung der Angebote ?ber ein m?glicherweise neues Abfuhr-Unternehmen-bekanntlich ist der Vertrag
mit Edelhoff gek?ndigt – auch dem Schienentransport durch heimische Unternehmen eine besondere Gewichtung zukommen zu lassen.

An einen Personenverkehr auf der Schiene zwischen Halver und Oberbr?gge nach Fahrplan ist derzeit noch nicht zu denken.
Gleichwohl machte Stefan Heinrich deutlich, da? die Strecke beispielsweise am Wochenende f?r Sonderfahrten aller Art sowie
auch als Zubringerdienst zum Bahnhof Br?gge genutzt werden kann. Genauso w?ren Eisenbahnvereine – beispielsweise zu einem
Dampflok-Treffen – schon l?ngst in Halver gewesen, wenn die M?glichkeit bestehen wurde. Interesse dazu sei, so Stefan
Heinrich abschlie?end, vorhanden.

Quelle: Allgemeiner Anzeiger