Oberbr?gge.(mat) Die Arbeitsgemeinschaft Schleifkottenbahn will die Bahnstrecke zwischen Oberbr?gge und Halver erhalten. Der
erste Schritt in diese Richtung war die Fahrt eines Bauzugs auf den stillgelegten Schienen am Freitag Nachmittag.
Der Zug soll bei der Instandsetzung der Gleisanlage eingesetzt werden und den Weg freimachen f?r einen geplanten
regelm??igen G?terverkehr.
Kurz bevor der Zug am Bahnhof Halver eintrifft, l?uft Friedrich Kugel, Eisenbahnfreund und Initiator der Arbeitsgemeinschaft,
noch einmal die letzten zweihundert Meter der 7,5 Kilometer langen Strecke ab; Erwartungsvoll schaut Kugel in die Richtung,
aus der die Bahn kommen soll. Von Hand legt ein ehrenamtlicher Helfer und Eisenbahnfreund die Weiche um, damit der Zug auf
die richtige Schiene gelangt. „Wir brauchen Menschen, die sich einsetzen“, sagt der 59j?hrige Kugel. Was hier geschieht,
zeige, da? eine Gruppe von Menschen etwas bewegen kann.
In diesem Fall wird der ?ber 30 Jahre alte Bauzug bewegt, der In. Eigeninitiative instandgesetzt wurde und nun – besetzt mit
mit f?nf Eisenbahnfreundenn – auf den mit Unkraut ?berwucherten Schienen gem?chlich Richtung Bahnhof rollt.
Im Zug sitzt auch Stefan Heinrich. Der 33 j?hrige Agraringenieur ist neben Kugel der zweite wichtige Kopf der
Arbeitsgemeinschaft. „Das schwere Ger?t haben wir auf der Fahrt nicht gebraucht“, erz?hlt er und deutet auf die Motors?ge,
die f?r im Weg liegende Baumst?mme auf der Fahrt gedacht war. 30 Jahre sei auf der Strecke nichts erneuert worden, trotzdem
glauben die Eisenbahnfreunde, zu denen auch Gleisbauer geh?ren, die Anlage in einer Woche wieder passierbar machen zu k?nnen.
„Die Arbeitsgemeinschaft ist der Vorl?ufer einer geplanten Firma“, erkl?rt Heinrich. Ziel sei der Betrieb eines
G?terverkehrunternehmens. Kugel und Heinrich sind davon ?berzeugt, da? sich das Konzept auch betriebswirtschaftlich rechnet,
„vor allem wenn man den ?kologischen‘ Gewinn bedenkt“, betont Kugel, hauptberuflich Gesch?ftsf?hrer einer Zulieferfirma f?r
die Automobilindustrie.

Projekt k?nnte Vorbild f?r L?denscheid sein

Als kleiner privater Betreiber k?nne man durch sinnvolle Planung der Arbeit und Verringerung laufender Kosten gegen?ber dem
Lkw-Verkehr wettbewerbsf?hig sein. „Unser Modell kann auch ein Vorbild f?r L?denscheid sein, wo gerade die ganzen Schienen
abgebaut werden.“ Doch alles h?nge letztlich von der Initiative ab, die jeder selbst in ein Projekt einbringe; „Mit dem Alter
begann ich, einfacher zu denken“, erkl?rt der 59j?hrige und beschreibt, wie ihm die Bedeutung der Bahn im Stau bewu?t wurde.
Schon vor der Privatisierung der Bundesbahn hat sich Kugel f?r sein Konzept eingesetzt. Seine Idee ist die
„Individualisierung“ des Schienenverkehrs. In „Lkw auf Schienen, die flexibel einsetzbar sind“, sieht er gro?e Chancen f?r
die Zukunft der Bahn. Diese Fahrzeuge m?chte Kugel entwickeln und betrachtet die Strecke von Oberbr?gge nach Halver daher als
„Versuchs- und Demonstrationsstrecke“. F?r sein Konzept hat er bereits bei der Gro?industrie geworben – und stie? auf offene
Ohren. „Aber das wird wohl noch einige Zeit dauern.“
Zun?chst wolle die ArbeitsgemeinsGhaft die Strecke erwerben. Die Preisverhandlungen laufen. Doch w?hrend die Bahn zwei Mark
pro Quadratmeter Verlange, wolle die Arbeitsgemeinschaft nur eine symbolische Mark f?r die ganze Strecke investieren.
Schlie?lich betont Kugel noch, da? der Mensch bei seiner Idee im Mittelpunkt stehe und durch sein Projekt auch Arbeitspl?tze
geschaffen w?rden. Er deutet in die Runde der Eisenbahnfreunde: „Wenn es die Leute, die hier sitzen, nicht gebe, w?rde nichts
passieren.“ Er setze auf die Erfahrung ehemaliger pensionierter oder freigesetzter Bahnmitarbeiter, die ihr Wissen an junge
Menschen weitergeben wollen.

Quelle: WESTF?LISCHE RUNDSCHAU