Halver. Der rote VT-Schienenbus rattert ?ber die Gleise. Die Scheiben sind beschlagen. Wieder verringert das Fahr zeug die Geschwingigkeit oder bleibt unplanm??ig stehen. Doch nicht der Verbrennungstriebwagen (VT) macht schlapp, sondern unvorhergesehene Hindernisse auf der Trasse verz?gern die Fahrt.
Ein deutliches Zeichen, das die Volme-Agger-Bahn schon seit l?ngerer Zeit nicht mehr genutzt wird, genauer seit Mai 1986. Seinerzeit stellte die Deutsche Bahn mit Ende des Winterfahrplans 1985/86 den Schienenpersonenverkehr auf der Strecke Br?gge-
Gummersbach ein. Nach ?ber 90 Jahren gab es keine Direktanbindung nach K?ln beziehungsweise Dortmund mehr.

Doch das Aktionsb?ndnis Volme-Agger-Bahn und der Verkehrsclub Deutschland (VCD) wollen das ?ndern, den „Dornr?schenschlaf“
endlich beenden. Friedrich-Wilhelm Kugel, Gesch?ftsf?hrer der Halveraner „Schleifkottenbahn“ organisierte jetzt eine Fahrt
von Dieringhausen ?ber Gummersbach, Marienheide, Meinerzhagen, Kierspe, Oberbr?gge nach Br?gge.
Der Schienenbus der Eisenbahngesellschaft im Bergischen und M?rkischen Raum (EBM) war f?r die Fahrt L?denscheid- Rummenohl-
L?denscheid ?ber Schalksm?hle gechartert worden. Davor stand jedoch eine ?berf?hrung aus Dieringhausen an. Nicht ohne
Probleme, wie sich schnell zeigte.

„Es rechnet niemand damit, das hier ein Zug kommt, doch in Zukunft sollte man h?ufiger damit rechnen,“ erkl?rte Achim Walder,
VCD-Sprecher des Landesverbandes NRW, ?berzeugt. Normalerweise sei die Bahn verpflichtet, f?r eine problemlose Befahrbarkeit
der Strecke zu sorgen. „Doch die sagen, die Strecke wird sowieso nicht befahren. Wir werden daher keine Beschwerde einlegen,
weil sie ansonsten argumentieren: Wir schlie?en die Strecke ganz,“schildert Friedrich Wilhelm Kugel die Situation.
Doch das Unbehagen ?ber die schlecht befahrbare Strecke war sp?rbar. Die Vermutung, es mit einer Abenteuer- und Erlebnistour
zu tun zu haben, best?tigte sich – leider. So fassten alle bei der „Trimm-Dich-Fahrt“ kr?ftig zu, wenn wieder einmal ein gro?er
Ast den Weg versperrte oder ein gro?er Schneehaufen von den Gleisen ger?umt werden mu?te. Entsprechend war auch die
einst?ndige Versp?tung zu erkl?ren.

Normalerweise sind f?r die Strecke Gummersbach-Br?gge 90 Minuten veranschlagt. „Ein Sonderfahrplan nur f?r diesen einen Tag
musste erstellt werden mit exakten Fahrzeiten,“ erkl?rte Heribert Bickenbach, ehemaliger Fahrdienstleiter der Bundesbahn.
Er kennt die Volmetal-Bahn wie seine Westentasche und berichtete in Marienheide von einer zweiten Spur, die nach Wipperf?rth
abzweigte. Von dort gab es eine Verbindung ?ber Anschlag nach Halver. „Doch die ist in der Landschaft gar nicht mehr zu sehen,
weil sie als erstes bereits ind 60er Jahren abgebaut wurde,“ erinnert sich Heribert Bickenbach.

Die Strecke von Gummersbach nach Meinerzhagen ist g?nzlich unbefahren. Von Meinerzhagen nach Br?gge gibt es -immer noch-
G?terverkehr. Der erste G?terzug zwischen Br?gge und Oberbr?gge fuhr bereits 1891. Den Schienenbus bewegte Triebfahrzeugf?hrer
Helmut Hartge auf diesem Abschnitt mit einer Geschwindigkeit von rund 30 Stundenkilometern.
Das Modellprojekt mit der Wiederbelebung des Bahnverkehrs soll nach Vorstellungen des Aktionsb?ndnisses zun?chst als eine
Touristenroute genutzt werden, beispielsweise f?r Fahrten zu Weihnachts- oder Jahrm?rkten. „Dies soll erst einmal
Aufmerksamkeit erzeugen,“ berichtet Achim Walder von den Pl?nen.
Einen ersten Schritt in diese Richtung hat die Halveraner „Schleifkottenbahn“ bereits gemacht. Sie hat die Bahnsteige in
Eigeninitiative in Gr?nenbaum und Bollwerk mit Schotter neu hergerichtet.
Schritt f?r Schritt ist die Devise des Aktionsb?ndnisses Volme-Agger-Bahn, um dem sauerl?ndischen Bahnnetz wieder mehr Leben
einzuhauchen.

Quelle: Katrin Wolff / WESTF?LISCHE RUNDSCHAU