– Mit einem Zweiwege-Fahrzeug ging es von Halver auf Schienen nach Oberbr?gge, um die Tauglichkeit der Strecke f?r Tests zu demonstrieren

Halver(mc/rk) Auf Halvers Schienen rollt wieder was: Gestern fuhr Schleifkottenbahn-Initiator Friedrich-Wilhelm Kugel mit einem Zweiwege-Fahrzeug vom Kulturbahnhof nach Oberbr?gge.
Auf den ersten Blick ein ganz normaler Lastwagen. Beim genauen Hinsehen hat das gelbe Fahrzeug Rollen f?r den Schienenverkehr. Unmittelbar hinter dem Kulturbahnhof steht der Wagen. „Wir wollen aufzeigen, dass man diese Strecke betriebswirtschaftlich nutzen kann“, sagt Friedrich-Wilhelm Kugel, Gesch?ftsf?hrer der Schleifkottenbahn. Aus diesem Grund habe er ein Zweiwegefahrzeug besorgt, dass die 6,2 Kilometer lange Strecke zum Oberbr?gger Bahnhof zur?cklegt.
Eine Versuchsstrecke f?r Universit?ten will Kugel errichten. Auf der k?nnten neue, f?hrerlose Fahrzeuge fahren. Dazu m?ssen bestimmte Bedingungen erf?llt werden. Dass die zu erf?llen sind, soll das Zweiwege-Fahrzeug zeigen.
Kugel pl?diert f?r die Maxime: „Runter von den Stra?en, rauf auf die Schienen.“ Denn nicht die Schienen seien ein Relikt aus dem vorigen Jahrhundert, wie manche Politiker meinten, sondern „die Fahrzeuge sind ein Relikt aus dem vorigen Jahrhundert“.
„Wir wollen mit intelligenten Fahrzeugen auf dummen Schienen fahren“, sagt Kugel und setzt sich auf den Beifahrersitz des umgebauten Mercedes. Bei der „gro?en Bahn“ sei dies genau umgekehrt. Das gelte es zu ?ndern.
„Lok-F?hrer“ Thomas Ponten startet den Motor. Das Gef?hrt gewinnt nach und nach an Geschwindigkeit. Vorbei an der Herpine, durch W?lder, Wiesen und einen Tunnel – bis nach Oberbr?gge. Eine sch?ne Strecke. Doch auch rentabel?
Die RailCabs (Schienentaxis) etwa h?tten ein „intelligentes Fahrwerk“. Sie k?nnten an Weichen selbstst?ndig lenken. Es m?ssten nicht einmal Weichen zentral umgestellt werden. F?r die Fahrzeiten dieser Einheiten w?re nicht langfristig ein Streckenst?ck blockiert.
Vorteil: Kurze Taktzeiten oder Fahrten auf Anforderung. Fahrten im 15 Minuten Takt k?nnten langfristig m?glich sein. Durch kleine, f?hrerlos fahrende Einheiten sei der Verkehr kosteng?nstig, argumentiert Kugel.
Vor allem: Die Technik ist l?ngst vorhanden, entwickelt mit immensen ?ffentlichen Mitteln. Was Kugel besonders ?rgert: Es werde hier und da geforscht, aber nichts in der Praxis umgesetzt. Und daf?r biete sich die Schleifkottenbahn an – als Teststrecke.

HINTERGRUND: Innovative Technik
– Viele Jahre wurde ?ber das Bahngel?nde in Halvers Innenstadt verhandelt
– Neuer Schwung kam mit der Gr?ndung der Bahnfl?chenentwicklungsgesellschaft, die zu 50 Prozent dem Land Nordrhein-Westfalen und zu 50 Prozent der Deutschen Bahn AG geh?rt
– Die Gesellschaft war endlich ein kompetenter Ansprechpartner und b?ndelte Interessen und Vorstellungen
– Mit der Unterzeichnung des Vertrages im Dezember 2005 konnten Stadt und Schleifkottenbahn endlich ihre Pl?ne umsetzen
– Die Stadt kann die st?dtebauliche Entwicklung in Angriff nehmen, die private Schleifkottenbahn Fahrzeuge auf den Gleisen rollen lassen
– Ziel ist es, die Bahn als Teststrecke f?r innovative Bahntechnik „hoff?hig“ zu machen.

Quelle: WESTFÄLISCHE RUNDSCHAU