Von R. Kahlke
Halver. Der erste Eindruck: angenehme K?hle und Panoramablick. Ausfahrbare Tritte erleichtern am Bahnsteig in L?denscheid den
Einstieg in den Triebzug „Talent“. Mehr als 50 G?ste aus Politik, Verwaltung, Wirtschaft und Presse hat die Arbeitsgemein-
schaft (AG) Schleifkottenbahn aus Halver am Samstag zur Pr?sentationsfahrt eingeladen.
Bevor der „ICE des Regionalverkehrs“ den Pendelverkehr zwischen L?denscheid und Halver aufnahm, konnten sie sich ein Bild
von dem neuen Zug machen. Gro?e Fensterfl?chen, edle Wei?- und Graut?ne, ein blauer Zierstreifen und blaue Sitze. Unaufdring-
liche Eleganz verk?rpert der Zug der Firma Talbot aus Aachen.
Von au?en dem ICE-Triebkopf ?hnlich, mutet das Fahrzeug dennoch futuristisch an. Auf dem Weg nach Halver nutzen zahlreiche
Bahnfans neben den Gleisen die Gelegenheit zum Schnappschu?. F?r die mitreisenden Journalisten, Fernseh-Teams und Mitglieder
des B?rgervereins zur F?rderung des Schienenverkehrs (BFS) legt Zugf?hrer Dirk Wilkesmann in den Oberbr?gger Wiesen einen
Stopp ein. – Sie k?nnen den Zug in Fahrt filmen. Langsam rollte er an Dutzenden von Objektiven vorbei.
Als der Zug nahte, lie?en Hobbyg?rtner in Br?gge die Hacke fallen, sahen dem Triebwagen nach, als w?re es ein Fahrzeug vom
Mars. Die Passagiere blickten in G?rten auf die Gr?nschattierungen des Volmetals mit Wiesen und W?ldern. „Aus dieser Sicht“
kannte selbst Halvers Stadtdirektor Hans-J?rgen Kammenhuber seinen Sprengel nicht wieder.
„Da k?nnen sie anst?ndig fegen“
Pastor Johannes Thiemann „ist jedes Jahr mit dem Zug zur Kirmes nach Halver gefahren.“
Das war f?r ihn „Ehrensache“. Weil diesmal der Stopp in Oberbr?gge entf?llt, ist Thiemann bei der Pr?sentation dabei – und
gleich voll des Lobes ?ber den Superzug: „Ein feines Ding“ Klimaanlage wie Anordnung der Sitze fanden gleicherma?en den Bei-
fall des Geistlichen. – Die Sitze sind an der Wand befestigt. Thiemann sah’s praktisch: „Da k?nnen sie wenigstens anst?ndig
fegen.“
„Hervorragend“ auch das Fazit von Bernd Schulte, Mitglied des Landtags. Der CDU-Politiker, der h?ufiger per Bahn zum Job
nach D?sseldorf reist, lobt beim Stopp am Stellwerk Oberbr?gge die gro?z?gige Ausstattung und Ger?umigkeit des „Talent“.
Auf der Br?cke ?ber die B 229 dr?ngeln sich die Fotografen, um High-Tech-Zug und altes Stellwerk-Museum aufs Bild zu
bekommen. Auf Wunsch f?hrt Zugf?hrer Dirk Wilkesmann ein paar Meter weiter in die Sonne, um Profis und Amateure
zufriedenzustellen.
Wilkesmann, Zugf?hrer bei einer Privatbahn, stellt am Wochenende den Talbot-Zug vor. Teil der Marketing-Strategie des
kleinen Unternehmens. Bisher steht nur der Prototyp auf den Schienen. Interessenten gebe es, meint Talbot-Mann G?nter Dwelk,
„aber noch keinen K?ufer.“ Die hofft das Unternehmen mit den Pr?sentationsfahrten ?berzeugen zu k?nnen.
Kultur und Fortschritt
Am Stellwerk agieren die BFS-Mitglieder, gerade noch Zugbegleiter, als Kellner. Unterm Sonnenschirm stehen Kanapees mit K?se
und ger?ucherter Forelle neben k?hlen Getr?nken. Im Akkord werden die Flaschen entkorkt. Schon bittet Friedrich-Wilhelm Kugel,
Mitglied der AG Schleifkottenbahn, ins Stellwerk, das dem BFS als Museum dient. Der Fahrplan soll eingehalten werden.
BFS-Vorstand Hermann Reitz skizziert die Geschichte des Bauwerks, erl?uterte die gegenseitig gesicherte Weichen- und Signal-
anlage. Dann legt sich Stadtdirektor Hans-J?rgen Kammenhuber m?chtig ins Zeug, zieht den Stellhebel „A 2“ f?r das Signal nach
unten. Drau?en springt der rotwei?e Blechbalken auf „freie Fahrt“ f?r den „Talent“ nach Halver. – „Die letzte Kirmes-Fahrt des
BFS und hoffentlich die erste der Schleifkottenbahn“, kommentiert Reitz.
Gem?chlich geht es bergauf. Fotostopp hinter den Freizeitanlagen Oberbr?gge, durch den Tunnel, an der Herpine vorbei – erst-
mals nach einem Jahr steht wieder ein Personenzug in Halver – am Kulturbahnhof. Friedrich-Wilhelm Kugel schl?gt den Bogen:
„Wir brauchen beides: Kultur und technischen Fortschritt.
Quelle: Halveraner Rundschau