Halver. (l?) Ratternd setzt sich der gelbe Schwerkleinwagen (SKL) der Schleifkottenbahn am Bahnhof in Bewegung. Doch diesmal
dient das Werkstattfahrzeug nicht zur Reparatur der Bahnstrecke. Es startet zu einer Messfahrt, bei der die Zuverl?ssigkeit
eines neuen Satelliten-Navigations-Systems getestet werden soll.
Bei str?mendem Regen mussten Zuvor die n?tigen Ger?tschaften in die winzige F?hrerkabine des Schienenfahrzeugs gebracht
werden. Auf dem Anh?nger wurde ein Empfangsger?t positioniert, auf dem Dach der Kabine eine Antenne befestigt. Die beiden
Ingenieure Dr. J?rg Pfister aus Darmstadt und sein Kollege Roland Peters aus Dresden verstehen ihr Handwerk, muss doch alles
mit gr??ter Genauigkeit angebracht und verkabelt werden. „Wir haben technische Ger?te im Wert von rund 50000 Euro mitgebracht,“
erl?utern die Techniker.
Interessiert blicken ihnen Michael Arnold und Joachim Herzog von der Schleifkottenbahn ?ber die Schulter. „Diese stillgelegte
Strecke von Halver nach Oberbr?gge ist perfekt f?r unsere Tests, denn sie stellt hohe Anspr?che an das System“, erkl?rt J?rg
Pfister. Wegen der „Hindernisse“ wie Tunnel und engen Taleinschnitten ist die Bahnstrecke in Halver gut f?r die Tests
geeignet. Bebauung, W?lder, Tunnel und sonstige topographische Gegebenheiten erschweren dem System die Arbeit. Pfisters
Institut, das „Zentrum f?r integrierte Verkehrssysteme“ arbeitet f?r das von der EU gef?rderte Forschungsprojekt „Gloria“. Das Ziel:
Das Potenzial der Kombination verschiedener Navigationssysteme zu untersuchen.
Das Projekt „Multinav“, an dem Roland Peters von der Technischen Universit?t Dresden arbeitet, hat ?hnliche Ziele. „Auf
offener See oder in der Luft haben die Systeme keine Schwierigkeiten, doch auf dem Land ist das anders“, erkl?rt Pfisfer.
„Wir m?chten die Navigationsm?glichkeiten f?r Land und Schienenverkehr deutlich verbessern.“
Die erste Information ?ber die Position der Empf?nger liefert das amerikanische Satelliten-Navigations-System „GPS“ auf der
Anzeige eines gelben Kastens, der in der F?hrerkabine angebracht wurde: 51’11.1249′ Nord/ 007? 30.2550′ Ost. Dies stimmt mit
dem Angaben des Systems „LORAN-C“ ?berein. Die Testfahrt kann beginnen.
Auf dem Bilschirm seines Laptops kann J?rg Pfister nun st?ndig die Signale der verschiedenen Systeme sehen und feststellen,
an welchen Stellen der Strecke die Satellitensignale nicht zu empfangen sind, da es in der n?heren Umgebung St?rfaktoren gibt.
Wie erwartet herrscht zum Beispiel im Sticht-Tunnel „Funkstille“. Erst mehrere Meter hinter dem Tunnel empfangen die Ger?te
wieder Signale.
Seit Dienstag voriger Woche machen die beiden Ingenieure ?hnliche Testfahrten in ganz Deutschland und den Niederlanden. „Die
Arbeit ist sehr zeitintensiv und anstrengend, sind sich Pfister und Peters einig. Die Messfahrt mache lediglich 25 Prozent
der Arbeit aus. Viel mehr Zeit n?hmen die Auswertungen in Anspruch.
Nachdem die Strecke Halver/Oberbr?gge einmal hin und her abgefahren wurde, k?nnen die Ingenieure noch nichts zu den
Ergebnissen sagen. „Wir werden die Strecke nun noch einmal fahren und schlie?lich zu Hause die Ergebnisse auswerten – das
wird schon einige Tage dauern,“ erkl?rt J?rg Pfister.
F?r Juni ist eine weitere Testfahrt vorgesehen. „Dann werden wir allerdings Getr?te mit noch empfindlicherer Sensorik
mitbringen,“ k?ndigen die
Ingenieure an.
Quelle: Halveraner Rundschau